Ihr Engel unter uns
die ihr uns inständig
beisteht
lasst uns bestehen
auf Lebensbahnen ewiglich

Ihr Engel unter uns
die ihr uns
selbstständig
in Armen gedeihen seht
vergebt den Reichen
leeren Herzens
voller Hände
verweht
die Schatten
ungewählter Wege

Ihr Engel über uns
die ihr alles Abseits
flügelschlagend
zum Dasein beruft
so haucht den wirren Traum
von Wangen die zu lange schon
sich sehnten nur
verlangend was
sie sind

Ihr Engel unter uns
die ihr in dunklen Gassen
aus ziehender Passanten Stille
Beistand ohne Ausschluss schenkt
so lockt die Angst mit einem Lächeln
dass wir euch Ewigen
verwandt uns nah'n

Ihr Engel um uns rum
die ihr die Asche letzen Jahres
zu neuen Zeichen an die Hand uns schweißt
lasst unsern Blick vom Weg nicht weichen
wenn Ungeduld im Morgen schweift

Ihr Engel ohne Grobgestalt
lasst uns die Alltagsfesseln lösen
so dass wir dann
entsinnend eurer Kraft
zersprengen was
nie bindend war

Ihr Engel zwischen Tag und Nacht
die ihr so schnurlos und unnahbar
und nimmer nie erreichbar wart
so mehrt in uns den Wunsch zum Schweigen
in dem der Tisch der Welt ersteht
vermeiden wir auch gar zu gern
euch Gegenüber zu gedenken
so lasst uns wissen, wie
es gut ist dass es ist
und selbst Entgleisen
sterngebundner Stunden
zu heit'rem Schritt
nur Durchgang ist


Langsam graut dein Haar mir hier

in backsteinfarbnem Einmachglas

Schneller nur die Angst flieht uns

im Schritt der Liebe Maß

Ratlos dreht das Hamsterrad

mein Riesenrad of choice

und dreht sich dann die lange Weil

so hüpf ich froh in Opas Grab

Nicht in Abstrakta sondern da

wo Blicke sich aus Zeitfenstern stehlen

vermählt sich die Gegenwart in Wein

wo in Nirvanas Nimmermehr die

Schönheit des Scheins den Tag erhellt

und man sagt Suizid statt Suez-Kanal

und labt sich schön belanglos an der

Verstorbenen Plansche Styx

Nicht hier nicht dort

'Sag welcher Ort?'"

an dem ich mich

von Reimen

einst erkannt

fand

Nun weiß nicht mehr wie

ich gelang in

dieser Gedanke

in mir entbrannt bin

wie ein Versehen

ein Pop-up-Screen

auf weißem Schnee

°




Crazy Wisdom Bob

(sponsored by integralnaked.org.)

Heute morgen lief ich die menschenströmende Gasse vom S-Bahnhof
Frankfurter Alle hinunter Richtung Südkiez und wer steht schon da und
hat seine Pamphlete und Plakate am Start? Scientology? Nein. Die Zeugen
Jehovas? Nein. Ist doch klar: Die BüSOs, kurz für:
BürgerlicheSozialdemokraten, angeführt von einem weißhaarigen Mann
von Politik, Name: Lyndon Larouche: Vision: Der totale Untergang,
Zusammenbruch des Weltwirtschaftssystem. Wer kennt sie nicht? Wer weiß
noch nichts von ihrem nachhaltigen Plan der Umstrukturierung der
Wirklichkeit?

"Hey! When's it finally gonna crash?", frag ich einen Jugendlichen, der
mir die Pamphlete in die Hand drückt. "My friend told me you are
expecting the Big financial meltdown. When's it gonna happen? I'm kinda
curious." Er antwortet mit einem französischem Akzent, jedoch ansonstem
aalglattem Englisch:"The oil price will be mounting until the whole
system is going to spin out of balance." Ein asiatisches Büso-Girl mit
einer teuren Sonnenbrille grinst mich an:"It will happen tomorrow. No.
It is already happening. Now."

Ich sehe mich um, unbekannte Gesichter rauschen in der Geschwindigkeit
von zwei Leben pro Quadratmeter an mir und dem Büso_Stand vorbei, wo
mich nichts hält, außer die Kopie des aktuellen Krisenstands mit einem
hübschen Bild von Lyndon Larouche, die ich immer noch in der Hand halte.

"This is not funny." sagt das Büso-Girl. Anscheinend muss ich gelächelt
haben. "You know you students you are all brain-dead! You submit to
corrupt powerstructures and don't have a vision, you are just lazy and
should all join our organisation."

"Aaahm. Yeah.", sage ich. "But what about RE-A-LI-TY?"
Sie fährt mir ins Wort:" Reality? What? Politics is reality. You think
the sun fucking cares whether you like it or not that it goes up in the
morning? That is reality. Politics and Science is reality. Revolution is
reality." Sie macht den Anschein, durch einen Überschuss von Testosteron
gedoped zu sein, fuchtelt mit den Armen in der Luft rum und schneidet
mir wiederholt das Wort ab, als ich sie auf die mystischen Tradition in
allen Himmelsrichtungen aufmerksam machen will. Sie will nichts davon
hören. Fischt die Declaration of Indepence aus ihrer Tasche und zeigt
immer wieder darauf:"Here it says: "it is self-evident, all men are
equal, and have the right of pursuit of happiness" Ich versuche ihr zu
erklären, dass die Wissenschaftler und Politiker ihre wohlverdienten
Sitze im Kabinett der Wirklichkeit haben, und dass das auch gut so ist,
aber dass sie eben auch nicht Alleinherscher sind und einfach so die
Kunst oder Mystik, Psychologie und die anderen "Wissenschaften" des
Inneren, als grobe Dummheit verteufeln können. Ich sage ihr: "both
parties have their share of the truth."
"No!", fährt sie mir ins Wort. "You with your mysticism, they all lie,
have you never read the great scientists or really inTELLIGENT people
like Leibnitz? We in our group have lectures about the basis of algebra
and the true knowledge of mathematics and the world."
"Yeeeah. But god is not mathematical, is he? It says here in the
Declaration of Indepence: "Before our creator", that's very good and I
believe in god as well, but in the end politics has nothing to do with
god.", sage ich.
"God, you're really egoistic.", fährt sie mich an. "What do you think
will become of us if everybody would act like that? An egotist maniac
society? What do you do?"

"Aaahm. I do my own thing. Got my own agenda.", antworte ich.
"You should forget that and join our group, and do something, give your
share to the revolution!", betont sie, sichtlich uninteressiert, auch
nur nachzufragen, was ich mit meinem Weg meine.

Ich sage ihr, dass ich ihre Art zu diskutieren unfair und ineffektiv
finde und deshalb keine Lust mehr habe, mit ihr weiter zu diskutieren.
Sie will meine Telefonnummer. Ich sage, ich kenne schon jemanden der
Büsos. "What's his name?" kommt es wie aus der Pistole geschossen.
"Äääh...Till." Bevor ich auch nur ausgesprochen habe, dröhnt es mit
ausgestrecktem Zeigefinger:"HE is not a MEMBER!!!"

"So you know him?" frage ich.

"Yes! Till ist NOT a MEMBER!", sagt sie nun lauter.

"Yeah, whatever....", ist meine Antwort.

was gibt es aus so einem Gespräch mitzunehmen`? Ein wenig Groll, eine
Prise Frustration über die ewige Einseitigkeit der Meinungspalette, und
ein riesiges Grinsen im Gesicht. Allein dadurch, weil die Leute sich so
steif verkrampft in ihre Rolle als revolutionäre Anführer quetschten,
als ob sie selbst nicht besser wüssten, dass sie nicht nur ein
politisches Wesen, sondern auch ein sexuelles, intellektuelles,
geistig-geistliches [...fill in the rest...] Wesen sind.

Wer nicht lächeln kann, der soll gar nicht erst probieren eine
Revolution zu starten. Sind seine Weltverbesserungspläne doch nur
ewiges, zum Scheitern verurteiltes Herumfeilen an der
Ich-Identifikation, bis man dann endlich irgendwann "jemand ist." Und
bevor die Welt dann endlich verbesser ist, geht das eigene Leben zuneige.
Was soll das ganze Herumdoktrinieren, sei es in der Uni oder beim
Parteitag der "Ich-opfer-meine-Seele-dem-Fortschritt"-Partei, all das
ernste Getue und heuchlerisches Reinenwein-Einschenken, wenn das Lächeln
fehlt, wenn die Leichtigkeit fehlt?

Wenn ich da wählen müsste, wäre ich lieber hirntot und weise, als
wissend und hohl.

schönen Gruß von der Boomeritis-Front

"Ein guter Freund schickte mir heute diese Email, als Antwort auf meine "Werbung" für diesen Blogg in der Mailingliste der philosophisch orientierten Jugendgruppe "imove.blogspot.com". Ich habe schon verschiedenste Reaktionen auf meine Art der Darstellung bekommen auch von anderen Gruppen, und ich muss einfach diese Email und meine Antwort darauf hier veröffentlichen, weil sie so exakt ins Schwarze trifft:

"Lieber André,
aus deinen Beiträgen erwächst mir zumeist nicht ein Verständnis deines Mitteilungsbedürfnisses. Was ist es, was dich antreibt, die hemiparalysierte Kommunikation über das Netz derart anfeuer zu wollen ? Wo wir doch nur das ungefähre Substrat einer flott den Tasten übergebenen Gedankenfolge von einander lesen - sehe ich keinerlei Vertiefungspotential. Bisher.

Was ist dein Vorhaben ?
Viele der gehaltvollen Beiträge artikulieren sich doch (und meinst du ehrlich `noch´) in jenem gewohnten Medium der Luft und zumeist auch in Situation der unmittelbaren Interaktionsmöglichkeit,
die wenigsten der iMovler sind  so mit dem Netz auf Du-und-Du, dass sie ihre Zeit davor verbringen wollten.

Wie überwindet man diesen natürlichen Punkt des Widersinnes eigentlich mein Lieber ?
Wann perpetuiert sich die Selbstverständlichkeit des Davorhängens ?
Was kann ich tun ?

Schade ist es, schlicht, dass ich mit deinen Anregungen noch keine tiefere Begegnung haben konnte,
ihnen eignete, nachdem was ich die vergangenen Monate in meinem Postkasten vorfand, meist diese arbiträre Unnützigkeit, hin auf ein -"Komm wir Plauschen, weltvergessen" - so dass ich mir gewünscht habe, es würde einer anderen Lesefreudigkeit das Wohlwollen ebenso ausgegangen sein und jemand sich präzise dazu veräußerlichen.

Hier also - wie ich glaube doch im Namen so einger - meine dezidierte Absage an eine besinnungslose Feier des verfehlt-gewollt Uneigentlichen ;-)

Nun denn.
Gruß [...]"



---------------------
jetzt meine Antwort:
---------------------




"Too much information
runnin' through my brain
Too much information
driving me insane
[...]
overkill, overkill
over mind and body
over me, over you
over everybody"
   - The Police - Ghost in the Machine


Lieber [...]

Zu erst einmal hab vielen lieben Dank für deine gewissenhaft gewogenen Silben. Dies ist genau die Kritik, die ich mir wünsche, und die Tatsache, dass bisher noch keiner in deinem Sinne sich meldete, verweist meiner Meinung nach nur auf die empirisch nachweisbare Tatsache, dass du für etwas radikales Fortschrittles einstehst, dass in unseren Tagen "noch" nicht viele Teilhaber und Nachfolger sieht. Mehr dazu später. Deine Resonanz ist also kurz gesagt genau das Echo, was ich mir mit der Verbreitung meiner Tätigkeit ersehne, nicht zu erwarten hoffen kann, und doch ab und zu ein gegenseitiges Verständnis einsetzt, das die Quelle des Ganzen erhellt. So also noch einmal ein großes Danke. Genau dafür mach ich den Scheiß und schieß ihn in den Äther;)

Bevor ich nun auf den Inhalt deiner Kritik und/oder Vorschläge und Fragen eingehe, muss ich noch sagen, dass deine Art dich in deiner Muttersprache auszudrücken, mich tief berührt und weiter inspiriert der Sache auf den Grund zu gehen. Die poetische Darstellung Trennungen, Widersprüche, Unterscheidungen und Kritik, die ja per se prosaischen Charakter mit sich bringt,  ist ein Kunstwerk für sich  ! und ich würde mich sehr freuen, Till, Dennis, Susanne und Sven sicher ebenso, wenn du mit deiner Stimme in die Blogosphäre eintrittst und bloggst, was das Zeug hält. Du kriegst sogar deinen eigenen Planeten auf www.andreklein.net/TAGE/bloxindex.htm

Was ist mein Vorhaben?
Gute Frage? Sollte man sich jeden Augenblick stellen ;)

Mein Vorhaben ist eine Stimme integralen Kunstbewusstseins zu schaffen oder genauer: Symbole und Zeichennetzwerke zu schaffen, die auf die Luft verweisen, von der du richtig sagst, dass sie der Background ist auf dem sie erscheinen, wo Krieg, Mord und Todschlag eben so seinen Platz hat wie die China-Wochen bei Mc-Donalds, Die Auferstehung Christi und das Sonderangebot beim Dönermann nebenan.
  Wenn du willst, ist all mein Tun und Schaffen in diesen Tagen, und da gehören natürlich auch die "Newsletters" dazu, von einer "second-tier" Perspektive aus, zu fragen: was bedeutet Kunst, und wie lässt sich so eine Idee umsetzen. Wenn du das SpiralDynamics Modell nicht kennst oder magst, dann ist das bloß eine andere Art zu sagen: Wie kann ich alle Formen von Kunst als Kreativität im esoterischen, d.h. innerlichen Sinne anerkennen und würdigen, den versoffenen Anarcho-Pogo von nebenan ebenso wenig von der Kreativität auszuschließen, die wir sind, wie im exoterischen, äußerlichen Sinne zu erkennen, dass es Unterschiede in Komposition, Motivation und Gehalt gibt, so dass trotzdem klar ist, warum die Werke eines Beethovens länger überdauern, als die zwei Strophen des Alki-Atze von nebenan, und sie besser sind, nicht weil Atze nichts wert ist, sondern weil sie eine höhere Komplexität und Tiefe umfassen.

Es ist kurz, der Versuch einer integralen Idee von Kunst, in einem avantgardistischen, ja elitären Sinne, zu dem jedoch alles und jeder eingeladen ist.

Ich will hier kurz eine kleine Zusammenfassung geben, was bis jetzt in diese Richtung entstanden ist:

andréklein.net
- interaktive Digital-Poesie
- linguistische Videoclips
- Short-Stories for free dowload
- Mp3 for free download
- Digitale Artworks zum Ansehen und free download (bewegt & still)

tagedealer.blogspot.com
- Unmittelbarer Eindruck, Sprechen aus dem Prozess
- freier Diskurs, à la "Alltagsblabla" wiederbeleben
- Prämisse: direkt, authentisch, reflektiert, so weit es die eigene Blindheit zulässt ;)

+ live performance (vielleicht in Zukunft mehr...)

Es kann sein, dass du dir meine Homepage noch nicht genau angesehen hast, die ja auch zugegebenermaßen nicht ganz leicht zu durchblicken ist, weil sie immer weiter wächst und ein Eigenleben führt, was zwar schon längst von meiner Person a.k. abgekoppelt ist aber dann dem einen oder anderen, der noch nicht "Per-Du" mit digitalen Wellenlängen ist, wie du sagst, dann doch zu überwältigend ist.
  Du sprichst da einen Widerspruch zwischen Technik und Mensch an, über den du dir auch persönlich noch ein wenig unsicher zu sein scheinst. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich habe das 21ste Jahrhundert schon gefressen, aber es ist schon einfach meine Heimat in der Zeit. Ich habe mich früher auch vehement gegen Handys gewehrt, SMS verhöhnt, meistens im Zuge einer romantischen Revolution zurück zum "Eigentlich-Gemeinten", zurück in die Wüste, das goldene "Früher", wo es all diese komplexen Ablenkungen noch nicht gab, und die Leute sich damit beschäftigten, was wirklich wichtig war. Später hat das ganze dann einen buddhistischen Anstrich bekommen, dann eine weitere Lage christliche Kolorationen und dann ein paar dicke schwarze Linien Islam.  Die Technik ist während ich durch all diese Reformationen und Umwälzungen meiner Weltanschauungssoftware gegangen bin, immer präsenter geworden. Die Rechenleistung der Computer verDOPPELT sich noch immer jedes JAHR, exponentielles Wachstum, du erinnerst dich, wie ich an die Zeit, als Handys diese großen, klobigen Dinger waren, die einer von tausend mit sich rumschleppte und von heute auf morgen hat plötzlich JEDER ein Handy, vom Heringsbändiger bis zum Chef-Arzt an der Charité. Mein Punkt ist: Wie kann ich mich der Technik entziehen mein Lieber? Ich lebe in der Großstadt, der größten Stadt Deutschlands, arbeite in der Nähe Adlershof, oh: Innovationszentrum Adlershof, wo im fahlen Licht der Abenddämmerung, irgendwo aus der Spitze der Siemens-Zentrale ein grüner Laser-Regenbogen mehrere Kilometer bis hinter die S-Bahnstation in einen Spiegel fällt. Und nein: Ich habe keine Drogen genommen ;) Wir schreiben das Jahr 2006. Die Geschwindigkeit mit der sich die Technik weiterentwickelt, hat offensichtlich einen signifikanten Einfluss auf die Lebensgeschwindigkeit und damit Lebensqualität ihrer Zeitgenossen (und nicht nur negative). Schon vor Jahren habe ich mir zum Ziel gesetzt: Ich will Gedichte und Stories schreiben, die so tief sind wie die der großen, alten Klassiker aber dennoch kurz genug sind, um in der Aufmerksamkeitsspanne Platz zu finden, die nicht länger ist als ein paar Sekunden Schnitt in einem Videoclip auf VIVA. Viele mögen das bejammern, ich passe mich an, probiere erste Schritte hin zu einem neuen Diskurs, der dadurch wie du sagst, ein wenig abriss-haft gedankenspringend rüberkommt, aber dennoch am Puls der Zeit bleibt, was die Geschwindigkeit betrifft. ;)

Ich weiß, es gibt viele Leute in unserem Alter, die der allgemeinen Technologisierung nur wenig abgewinnen wollen und sich gern ganz davon zurückzögen und doch es nicht wirklich können. Weniger als ein Achtel meines Freundeskreis schaut oder besitzt auch nur überhaupt einen Fernseher! Ich besitze zwar einen, aber ich schau nur sorgfältig selektierte DVDs, weil ich sonst einfach kotzen muss..... ;) in diesem Sinne ist Fernsehen eigentlich die beste Meditation und Gewahrseinsübung überhaupt!  ;)

In diesem Sinne,

ich freue mich schon jetzt drauf bald wieder mit dir in Persona reden zu können. Du sprichst so viele wichtige Sachen an und wenn ich nur ein wenig mit diesen Worten hier klären konnte, so freut es mich. Andererseits ist das Thema einfach fucking komplex und BIIIIIIG

haha

vielleicht gibt's ja irgendwann mal ein Integrale Kunst Buch von Dr. Dent. A. Klein.

Alles Beste
und Mehr von dem Zeug,
das dich hat schreiben lassen

peace

André




P.P.S.: Hier noch ein kleines Gewinnspiel sponsored by we-got-your-attention.com

TIP: Der italienische Musiker Corrado Rustici sagte letztens auf integralnaked.org :"Die Währung unserer Zeit ist Aufmerksamkeit"

1: Zack! Titten in die Fresse : Kauf mich!
Jetzt neu bei...ZAP....Wussten sie schon? ...ZAP
*sms*-vibration......Toooor..:Tooor...ZAP....*handyklingel*....
'Sie haben Post!'....ZAP!....     "Mama?"

2: "Komm wir plauschen weltvergessen, wähnen uns am Wein der Seligkeit....."

Wo ist der Unterschied zwischen Sprecher 1 und Sprecher 2 ?

bitte laden sie das Formular zur Beantwortung der Frage auf unserer webpage www.we-got-your-attention.com herunter, frankieren sie die Email mit ihrer Seele und lassen sie das Schreiben von überall aus auf diesem Planeten an ihrem Zeil ankommen, bevor sie auch nur "email" sagen können.


"Ich habe verstanden; auch du und ich können Journalisten mimen. Wir sind allerdings bevorteilt, dass wir unser Schreiben selbst erlernten, näher beim Leser stehen und mit unsrem Namen posaunen, während sich die Journalisten hinter einem Zeitungstitel verbergen und zur Sättigung ihrer Eitelkeit am Lebensabend eine Anhäufung ihrer Gedanken in einem Buch veröffentlichen. Jetzt muss es sich nur noch wirtschaftlich auszahlen. Aber dies wird kommen!

Der Leser möchte sich in einem Blog widerspiegeln. Er besucht nur jene Blogs, die ihn auch in seiner Identität bestätigen und vergewissern, dass er sich auf der richtigen Spur der Selbstsuche befindet." Aus Der Verwerter

Die Diskussion über das Wer und Was des Bloggings ist nicht mehr neu, eifrig wird reflektiert und geschrieben im Schatten der großen Mainstreammedien. Wenn auch der Blog bei der Mehrheit der Menschen noch nicht den selben Stellenwert einnimmt wie die "professionelle" Konkurrenz. Hier ein paar kurze Gedankenstriche:

- Bloggen ist das Schreiben aus dem Auge des Sturm des Informationszeitalters, wo gleichzeitig die Tagesschau streamt, ein Gebot auf Ebay verfolgt wird und aus Internetradios religiöse, wirtschaftliche oder humoristische Perspektiven um unsere Aufmerksamkeit wetteifern.

- Bloggen befreit Körper, Geist und Seele, ganz faktisch. Die Muskeln der Fingern spannen und entspannen sich beim Schreiben, die Durchblutung erhöht sich, Gedanken kommen und gehen, dürfen kommen und gehen ohne von vorneherein als dem Textgenre "unpassend" abgestempelt zu werden und mann dann sagt:"Poesie ist nicht Prosa. Prosa ist nicht Poesie. Ein Zeitungsbericht enthält per Definition nur offiziell abgesegnete Teile seines Autors " Die Seele kommt dann ins Spiel, wenn wir all diese verschiedenen Perspektiven, die wir sind und leben, aus vollem Herzen bereit sind zu leben und nicht mehr unsere eigene "Heiligkeit" beschränken, was nicht anderes als Ganzheit, Unausschließlichheit meint.

- Bloggen ist anspruchsvolle Kost und zugleich schnellebig. Jahrelanges Herumfeilen lohnt sich nicht. Kein Hahn kräht nach dem Blog vom letzten Jahr.

- Bloggen steht und fällt mit dem Leser. Blogs, die häufig frequentiert werden, führen zu mehr Einträgen, Blogs, die keiner liest, halten sich nicht lange. Es ist wie bei anderen Texten auch, nur das hier die Rapidität noch viel größer ist, der Austausch, der Wechsel, täglich tausende von Neuen und unzählige Meer, die unbeachtet auf Servern verstauben, mit Adressen, die selbst ihre Autoren vergessen haben und zu denen auch keiner mehr das Passwort weiß. Durch Kommentare kann der Leser sofort ins Geschehen, in Diskussionen mit eingreifen. Es ist wie als sieht man im Fernsehn ein Gespräch und klinkt sich mit ein, als liest man drei Absätze in einer Zeitung, bekommt eine Idee, teilt sie dem Journalist mit und der Journalist lässt sie sofort beim nächsten Eintrag mit einfließen.

- Bloggen ist weder vernünftig, noch unvernünftig. Bloggen kann jeder. Gebloggt wird, was gebloggt werden kann, von Kuchenrezepten über antifaschistische Parolen, Yoga-Posen, soziale Studien, theologische Mysterienforschung, psychologische Experimentprotokolle bis hin zur Poesie von neunjährigen Greisen, die in Baumhäusern verschanzt Worte durch die Straßen fluten.Kurz: Alles, das Universum, die Welt und den Rest

- Bloggen ist die Aufhebung der Infrastruktur zwischen Autor und Leser. Die materielle Welt macht keinen Unterschied mehr, wo das Papier weg ist. Eine kleine Fantasiereise: Am Flughafen Schönefeld in Berlin schreibe ich einen neuen Eintrag, und schicke ihn ab. Noch bevor mein Flugzeug endlich nach New York startet, ist der Blogg bereits lesbar, vielleicht mit eventuellen Rechtschreibfehlern, die im Eifer des Gefechts mittendurch fielen, dennoch kann er in den langen Stunden Flugzeit bereits kommentiert werden. Jemand aus Namibia stimmt mit einem Punkt überein. Jemand aus Usbekistan untermauert mein Argument. Ein schwedischer Geologe am Nordpol lädt ein Blick aus seinem Fenster hoch und nennt den Kommentar "ohne worte". Und als ich in New York ankomme, noch jet-lagging-mäßig in den Seilen häng, sofort schlafen geh, geht die Diskussion weiter, von Hawaii über Bangkok nach Minsk....... /

- Bloggen ist das Medium mit der kleinsten Abhängigkeit zu Raum und Zeit

- Bloggen macht Spaß

- Bloggen ist Allgemeingut in individueller Hülle

- Bloggen kann erhellen und inspirieren (vorrausgesetzt man projeziert nicht zu viel und betreibt keine digitalen Hexenjagden, die am Ende doch nur auf den eigenen Schweinehund abzielen)

- Bloggen kommt von Web Log:

Cause We are the Web of Life
Logged into the Love of God




[2b_continueD...]



"Oh wer darf mit Kunst und Liebe
Von den Sterblichen sich messen
Groß im scheuvermählten Triebe
Wird der Künstler nie vergessen."
[ Franz Sternbalds Wanderungen 1798, Berlin ]


Am ersten Tage einer neuen Woche, nach dem letzten Wochende der Fußballweltmeisterschaft, setzte ich mich heute auf den Sattel meines Drahtesels, der trotz rostiger Kette seinen Dienst erfüllte mich zum Dreifaltigkeitsfriedhof II an der Bergmannstraße in Kreuzberg zu befördern, an das Grab des Berliners Ludwig Tieck, der die romantische Epoche Deutschlands zu großen Teilen begründete, gemeinsam mit seinem Jugendfreund Wackenroder.
Immer mehr weiß ich in letzter Zeit mein Studium der Literatur zu schätzen, das mir die Universität nahelegt. In dieser Woche ist es meine Aufgabe, eine mündliche Prüfung zu absolvieren. Ludwig Tieck ist mir schon vor einem Jahr in einem Seminar über Märchen begegnet, im Zusammenhang mit seinem schon erwähnten, hochsensiblen Jugendfreund Wackenroder, über dessen ästehtische Mystik ich eine Hausarbeit verfasste.
Wer die Romantiker oder sogar Tieck gelesen hat, kennt die Art zu schreiben, Gedanken beschwörend zu streifen und in tausend grellen Farben des Gefühls das Leben anzustreichen. Wie Novalis, ein weiterer Berliner sagte:"Romantisieren heißt das Unromantische romantisch zu schildern und das Romantische unromantisch darzulegen."
Schon der Satzbau und der logische "Kurzschluss", den dieser Satz hervorruft, lässt an japanische Zen-Koan-Rätsel denken, die Meister ihren Schülern stellen, bis der Verstand vom Greifenwollen ablässt, und ein trans-rationales, d.h. die pure Logik zwar übersteigendes aber nicht verneinendes Gewahrsein aufzuzeigen. Wenn man die Art der Romantiker zu denken, und die Darstellung ihrer Gedanken begreifen möchte und sie mit dem systematischen Regelwerk von Philosophen wie zum Beispiel Kant vergleicht, so scheinen zwei völlig verschiedene Sphären des Diskurses zu existieren. Die Aufklärer wie Kant führen das gesamte Universum auf logische Gleichungen und Naturzgesetze zurück, die Romantiker reiten die Wellen des Gefühls bis an den Rande des Verstands, wo der Wahnsinn sich zeigt wie z.B. in den Werken E.T.A. Hoffmanns, ein weiterer Berliner. Kurz: Sie beweisen Wirklichkeit mit deim Eintauchen in Erfahrung und der Resonanz der Innerlichkeit nach Außen, sei es überstiegenes Entzücken oder quälende Zweifel. Wenn man jemanden wie Kant als Kartograph und Archivwart der beobachtbaren Außenwelt verstehen will, so sind die Romatiker die Kartographen und Entdecker der Innenwelt und ihren Phänomenen, wie der Verliebtheit, der Todesangst, des blanken Wahns, der Einsamkeit.
Was mich also zum Grabe Tiecks bewogen hat, war die Tatsache, dass ich in wissenschaftlichem Rahmen eine These zu formulieren aufgefordert bin, deren Beweishandwerk oder Methodik auf Seiten der Aufklärer, der Beobachter, Bibliothekare und Laboratorienritter liegt und in gewisser Weise "blind" ist für den romantischen Impuls, der sich per Definition nicht "wissenschaftlich" greifbar macht.
So kam ich also dann in schrägem Sonnenlicht an in der Bergmannstraße, ca. zweihundert Jahre, nachdem Tieck feierlich beigesetzt wurde, als es die Internetcafés, U-Bahnen und Diskotheken noch nicht gab, die Radiowellen und Handy-flatrates, Dunking Donuts und Bankautomaten. Aber die Friedhofsmauern sind gleich geblieben. Der Platz wo die sterblichen Überreste Tiecks der Erde die Hände reichen ist immer noch B-8, ein Ehrenplatz an einer besonders schönen Ecke wo die Sonne zwischen hohen Pappeln hindurchscheint, ein kleines Bäumchen neben dem unscheinbaren, rotbraunen Stein. Kein Gedicht, kein Spruch.
Dafür halte ich das 500-Seiten starke Werk "Franz Sternbalds Wanderung" in den Händen und lese den letzten Abschnitt des Kommentars, langsam, sehr langsam, die Schönheit der Natur flüstert mir ins Ohr und die Stille des Hofs weckt älteste Erinnerungen vom Reisen, des Herumstreifens an lauen Sommernächten und nie verloren gegangenen Liebschaften.
Ein paar Sätze des Nachworts geben mir den entscheidenden Schlüssel:"Nicht also um das Ziel, nicht um das Finden geht es, sondern um den Schwebezustand der ewigen Sehnsucht, um die endlose Suche, die nicht endende Wanderschaft, in denen sich die romantische Sehnsucht ja nur objektiviert."
Ich bin sehr dankbar, zwei Meter des Menschen entfernt sitzen zu dürfen wie ein alter Vertrauter, dessen Hauptfigur Franz Sternbald sagt:"Viele suchen schon gar nicht mehr, und diese sind die Unglücklichsten, denn sie haben die Kunst zu leben verlernt, da das Leben nur darin besteht, immer zu hoffen, zu suchen, der Augenblick wo wir dies aufgeben, sollte der Augenblick unseres Todes sein ... Ich will daher immer suchen und erwarten, weil dieser schöne Wahnsinn das schönste Leben ist."
Die Sonne steht schräger und blinzelt über der Kuppel eines goldbestuckten Monuments in mein Gesicht. Ich strecke alle Viere von mir ins Gras. Und ein Konflikt zwischen Gefühl und Gedanke, Schönheit und Wahrheit den ich selbst lange ausgefochten habe, schwenkt die weiße Fahne. Beide haben tausendmal Recht, doch gestehen sich selten zu. In diesem Augenblick ranken sie sich sehnsüchtig nach Heimkehr einander entgegen. Der Dichter bietet dem Wissenschaftler ein Glas Wein an, der Wissenschaftler schenkt die Macht der Entscheidung, den Willen zum Wort, zur Wahrheit.

Meine These will ich auf diesem Blog auch gar nicht detailliert darlegen, sondern die Offenheit dieses Mediums nutzen, in diesem Eintrag wie in allen anderen, in erster Linie die Erfahrung selbst sprechen zu lassen und die Interpretation der Zeilen ganz dem Leser überlassen, denn wenn ich selbst meine Worte interpretiere, so ist das in gewisser Hinsicht Gesetz für den Leser und es schränkt das Spektrum seiner eigenen kreativen Interpretation von vornehrein ein. Also möchte ich hier noch ein paar Worte zu dem oben erwähnten Konflikt sagen, der spätestens seit dem Goetheschen "Ach zwei Seelen in meiner Brust" im kollektiven Bewusstein verankert ist und sowohl in meiner eigenen Persona, wie auch in Freundeskreisen sowohl akademischer wie künstlerischer Herkunft zu beobachten ist. Der Wissenschafter schimpft die Dichtung als Träumerei. Der Dichter verhöhnt die Instrumentarien des Wissenschaftlers als sinnloses Spielzeug. Die Gefühle verlieben sich, der Verstand will die Liebe weg erklären.
Jeder wird wissen, von welchem Konflikt die Rede ist. Tatsächlich ließe sich so weit gehen zu sagen, dass die Fronten hier auf ähnlicher Höhe liegen wie in dem endlosen Geist-Körper "Problem" der Psychologen und wenn man den "Schaffenden", sei es Künstler oder Wissenschaftler von einer psychologischen Perspektive aus betrachtet, lässt sich dieser Konflikt ebenso klar beobachten, wie wenn man sich an die eigene Nase packt.
Kant zum Beispiel war kein Lebemann, er war eher das was man einen Stubenhocker nennt, er ist nie viel gereist, hat seinen Geburtsort nie verlassen und hatte eine intime Beziehung zum Aufziehen seiner kleinen Taschenuhr. Und dieser Mann sollte die Philosophie und ihre Methodik für immer verändern.
Ludwig Tieck hingegen ist gereist wie kein anderer, schon in jungen Jahren, hat sich begeistert in neue Erfahrungen und Rätsel gestürzt, vieles studiert und nichts zu Ende geführt, geschrieben, um sein Brot zu verdienen,immer getrieben von einer beinah hyper-sensiblen Empfindsamkeit und einer überwältigenden Sehnsucht, die sein Protagonist Sternbald besser beschreibt:"O mein Geist, ich fühle es in mir, strebt nach etwas Überirdischem, das keinem Menschen vergönnt ist. Mit magnetischer Gewalt zieht der unsichtbare Himmel mein Herz an sich und bewegt alle Ahndungen durcheinander, die längst ausgeweinten Freuden, die unmöglichen Wonnen, die Hoffnungen, die keine Erfüllungen zugeben."

Solche Zeile mögen dem einen oder anderen schon recht religiös vorkommen, aber tatsächlich ist der ursprünglich mystische Impuls in den Anfängen aller großen Religionen, eng verwandt mit der romantischen Sehnsucht nach dem Überirdischen, dem Himmlischen, Gott, Nirvana, Bewusstsein, etc. Und so wird es nicht verwundern, dass Wackenroder die großen Künstler der Renaissance wie Michelangelo aber auch Albrecht Dürer als Apostel der "Ewigen Kunstreligion" einstuft. Dennoch lässt sich die Mystik nicht mit der Romantik oder Kunst gleichsetzen. Denn der Romantiker nährt sich von einer Sehnsucht nach Unendlichkeit, die er in einer endlichen Welt, in einem vergänglichen Leben per definition! nicht finden kann und so steht neben dem "himmelhochjauchzend" immer schon das "zu Tode betrübt", das Reisen und Suchen wird zur Qual, der schöne Sommertag zerbricht im Nihilismus, bis dann wieder Frühling wird und auch diese Blätter wieder verfallen. So zeigt sich in den Werken der Romantiker auch immer wieder eine Angst vor dem totalen Verlust aller Überzeugungen, da auf stark fluktuierenden Gefühlsbädern nur schwer eine Kontinuität zu erkennen ist. Der Selbstzweifel zerstört alles Sichergeglaubte und die Charaktere knüppeln halbbewusst oder unterbewusst auf ihre armen Seeln ein, ohne ihre Persönlichkeit soweit objektivieren zu können, dass eine Kontinuität, ein sicheres Fundament gegeben ist, auf dem sie ihr Leben aufbauen können. Aber wer sich eine Identität in erster Linie nur auf Gefühlen aufbaut, der ist ständig von Unsicherheiten bedrängt, weil seine Selbstwahrnehmung so wechselhaft ist wie der ständig sich bewegende Strom der Emotion.
Auf der anderen Seite des großen Schlachtfelds, in den Kabinen der ratio hingegen, bilden hauptsächlich Gedanken und Konzepte Nährboden und Labor für Wahrnehmung und Auswertung. Gefühle sind stark biologisch beeinflusst lehrt uns die moderne Neurophysiologie, sie haben also eine engere Beziehung zum Körper als Gedanken. Denn Gedanken sind nicht zeitlich oder räumlich begrenzt. An jedem Ort der Welt, und zu jeder Stunde kann ich die Pythagoras-Formel zur Bestimmung des Flächeninhalts durchführen. Auch wenn Gedanken und Konzepte immer in Veränderung begriffen sind, so gibt es doch eine stärkere Kohärenz, einen Zusammenhalt von Gedanken aneinander und ineinander, sowie eine größere Unabhängigkeit zum Körper und zum Individuum. Beispiel: Dein Gefühl gerade jetzt kannst du musikalisch ausdrücken, du kannst ein Bild malen, aber wenn du stirbst, kann niemand mit Sicherheit wissen, was du gefühlt hast. Schreibst du doch deinen Gedankan auf, gerade jetzt, so kannst du ihn weitergeben, ihn vervielfältigen, abspeichern und archivieren, und auch wenn bei Ideen viel Missverständnis herrscht, so ist doch eine Aussage wie "Religion ist das Opium des Volkes" klipp und klar.

Und wenn wir uns nun der Vollständigkeit halber nun einen Zeitgenossen wie Immanuel Kant und sein Leben anschauen, so sehen wir gigantische Gedankenbauten, die auch heftig kritsiert und diskutiert wurden, aber deren grundlegende Argumente doch bis heute unangefochten blieben sind. Well done, Immanuel ;) Aber wenn man bedenkt, dass ein Mann von solcher geistigen Klarheit sein ganzes Leben hinter dem Schreibtisch verbracht, so ist es doch auch irgendwie schade, dass diese Klarheit in erster Linie in philosophischen "Gesetzmäßigkeiten" hat Ausdruck finden können und nicht auch im Verfassen von Gedichten über eine Blume am Straßenrand, streifenden Blicken zum Horizont oder dem Entzücken über das Rascheln des Sommerwinds durch hohe Pappeln.
Es ist durchaus kein Problem, dass auch wenn viel gedacht, Tieck größere Affinität zum Gefühl hatte und Kant, auch wenn viel gefühlt, sich stärker zum Denken gezogen fühlte. Aber wenn man sich überlegt, dass diese beiden als Vertreter zweier historischer Traditionen aus dem selben menschlichen Potenzial geschöpft haben, so stelle man sich den Mensch vor, der Tieck und Kant Rücken an Rücken in seinem Regal stehen hat und mit ebenso ungebremster Liebe nachdenkt wie einfühlt. Denn macht es die Erfahrung nicht nur noch reicher?

"Im antiken Rom soll König Perseus von Mazedonien als Gefangener durch Schlafentzug getötet worden sein. Im Jahre 1965 stellte der 17-jährige amerikanische Schüler Randy Gardner einen Weltrekord auf, indem er 264 Stunden (also 11 Tage) nicht schlief. In Deutschland wurden ebenfalls Versuche zu Schlafentzug und seinen Auswirkungen angestellt, wobei sich sehr negative Folgen zeigten. Nach 24 Stunden waren die Versuchspersonen sehr leicht zu reizen und reagierten schon auf die kleinste Bewegung aggressiv. Nach 65 Stunden begann eine Frau beim Waschen auf Armen und im Gesicht Spinnweben zu sehen und versuchte verzweifelt, sie zu entfernen. Eine andere Frau beschwerte sich, dass ihr Hut zu eng sei und drücke, obwohl sie keinen trug."

Also ihr lieben Leute, spart euch das Geld für die Drogen, die Floating-Tanks, das Fallschirmspringen und die DVDs aus der Videothek um die Ecke. Der beste Film ist gratis. Und du bist sein Special Effect. Warum also schlafen?


Laut Studien hat der durchschnittliche 75-jährige Mitteleuropäer 25 Jahre seines Lebens mit Schlafen zugebracht. Wer kennt sie nicht, die "senile Bettflucht", die schon im Säuglingsalter einsetzt? Kein Wunder, dass des "Schlafes Bruder" kein geringerer ist als der Tod.



Der Pathologien gibt es da tausende, die Insomnie ist die bekannteste und doch vielleicht viel mehr Stigma und Phantombild als tatsächlich "krankhaft". Schon seit jüngsten Jahren bekommen wir die Message des Bruders Kutte eingetrichtert, von "Nickerchen" über "Mittagsschlaf", "wegratzen" und "überschlafen":

Schlaf, Menschlein, Schlaf
wie ein enthirntes Schaf
weil deine Lebensfreude dann
der Trägheit nicht mehr schaden kann
Schlaf, Menschlein, Schlaf...

Und wir nehmen uns das Gerede zu Herzen, gravieren das Muss und Soll konkurrenzfähiger Schlafbilder immer wieder in unseren Tagesablauf ein und wachen dann erst irgendwo in der Mid-Life-Crisis wieder auf à la: "Mein Leben!".... wenn überhaupt. Wo wir doch die Mid-Nite-License aus dem Ärmel schütteln können, wenn der Bock nicht zu viel Apfelwein, Fußball und Alltag intus hat, so dass nach zwölf Stunden Plackerei der Körper einfach aus den Latschen kippt, bevor der Geist auch nur zu Wort kommt.

Reclaim your Sleep=
Reclaim your Death!

Wach, Kindchen, wach...
dein Ticket stellt die Nacht
und fürchtest dann den dunklen Schacht
des Schlafes, der dein Licht ausmacht
wach Kindchen, wach...
der Tod hat keine Macht

Heute habe ich einen guten Freund wiedergetroffen, ein Soziologe auf dem Weg zum Doktorat. Wir haben uns viel über die Schattenseiten im wissenschaftlichen Betrieb unterhalten, die Arroganz, die Selbstgerechtheit mancher Denker, die selbst nicht mal ihren kleinen Fußzeh gedanklich umfassen.
Interessanterweise fanden mir des weiteren viele Parallelen zum Kunstbetrieb, dem selbstgerechten Künstler, der sein Ego buntgeschminkt im Blitzlichtgewitter paradiert, dem Publikum seinen eigenen unangefochtenen Weltschmerz, Größenwahn oder Selbstmitleid ins Gesicht schlägt und dann noch dafür Geld verlangt. Auf der anderen Seite widerum "Große Denker", die aus Angst vorm Nichtdenken Theorien entwerfen, die die Wirklichkeit so weit zerstückelen, dass man sich am Ende des Tages nur noch mit einem Haufen Scherben schlafen legen kann.

Weder die Kunst noch die Wissenschaft kann also aus einem Gefühl des Mangels heraus entstehen,d.h. natürlich kann sie es, aber so vollbringt sie niemals ihre tatsächliche Funktion, was für die erstere das Augestalten, Ausloten, Eintauchen in die Schönheit, für die zweitere
Ausmessen, Abwägen, Beschreiben EIN und derselben Wirklichkeit sein könnte. Witzig, dass der Archetypus "Künstler", dem des "Wissenschaftler" immer noch diametral gegenübersteht. Der
Wissenschaftler schimpft die Kunst als Träumerei und Müßiggang, der Künstler verhöhnt die Akribie und Systematik des "Wissenden" als Arroganz und Dummheit.

Dieser Eintrag geht also raus an alle Denker und Kreativen da draussen,
und gleichzeitig an meinen eigenen Denker und Kreativen hier drinnen:

Ihr Kinder des Hammers und Meißels, Schwester von Farben, Eltern von Videoclips und Wummerbässen, schreckt nicht vor der Selbstreflexion zurück, weigert euch nicht, über der bloßen Form eurer Werke auch ihre Ursachen und Motivation zu ergründen, die Notwendigkeit, just jene Worte zu sagen, gerade dieses Lied zu schreiben. Vielleicht ist es manchmal schmerzhaft den eigenen Schweinehund im Tageslicht zu sehen, den es bloß nach Ruhm und Beachtung lechzt, aber ihr habt die Wahl die Kunst zum Opfer für euer eigenes Selbstbild zu machen oder als Vertreter der Warheit hinter all dem Getue aufzutreten und Kanäle aufzudrehen,Frequenzen zu erschließen, auf der sich die Welt selbst begegnet.

Und ihr die ihr euch auf unzähligen Fußnoten zu neuen Terittorien fortbewegt, ihr Auswendigwisser astronomischer Werte, lebendiges Mobiliar von Stadtbibliotheken, schreckt nicht vor dem Blick nach innen zurück, weigert euch nicht, eure Träume und Gefühle, Ahnungen und Stimmungen als ebenso der Wissenssuche würdiges Gebiet zu erschließen. Vielleicht ist es manchmal "banal" oder gar irrational, die dynamische Komponente des Menschseins miteinzubeziehung in elegante Gleichungen, aber ihr habt die Wahlt die Wissenschaft zum Denkmal eurer eigenen Sturheit zu machen, Urteile mit Kettensägen zu fällen, oder als Kartograph der begehbaren Welt Blaupausen zu entwerfen, die jedem einzelnen helfen, sich leichter in all der Komplexität zu recht zu finden, und dem ein oder anderen vielleicht sogar den Schlüssel gibt,der ihn aus selbstgezimmerten Gefängnissen befreit!

Ihr alle, seid herzlich eurer Verwandtheit gewiss.
So sputet auf zu neuen Ufern und bauet Brücken,
die einer allein nie zu schaffen verstünd