Heute morgen lief ich die menschenströmende Gasse vom S-Bahnhof
Frankfurter Alle hinunter Richtung Südkiez und wer steht schon da und
hat seine Pamphlete und Plakate am Start? Scientology? Nein. Die Zeugen
Jehovas? Nein. Ist doch klar: Die BüSOs, kurz für:
BürgerlicheSozialdemokraten, angeführt von einem weißhaarigen Mann
von Politik, Name: Lyndon Larouche: Vision: Der totale Untergang,
Zusammenbruch des Weltwirtschaftssystem. Wer kennt sie nicht? Wer weiß
noch nichts von ihrem nachhaltigen Plan der Umstrukturierung der
Wirklichkeit?

"Hey! When's it finally gonna crash?", frag ich einen Jugendlichen, der
mir die Pamphlete in die Hand drückt. "My friend told me you are
expecting the Big financial meltdown. When's it gonna happen? I'm kinda
curious." Er antwortet mit einem französischem Akzent, jedoch ansonstem
aalglattem Englisch:"The oil price will be mounting until the whole
system is going to spin out of balance." Ein asiatisches Büso-Girl mit
einer teuren Sonnenbrille grinst mich an:"It will happen tomorrow. No.
It is already happening. Now."

Ich sehe mich um, unbekannte Gesichter rauschen in der Geschwindigkeit
von zwei Leben pro Quadratmeter an mir und dem Büso_Stand vorbei, wo
mich nichts hält, außer die Kopie des aktuellen Krisenstands mit einem
hübschen Bild von Lyndon Larouche, die ich immer noch in der Hand halte.

"This is not funny." sagt das Büso-Girl. Anscheinend muss ich gelächelt
haben. "You know you students you are all brain-dead! You submit to
corrupt powerstructures and don't have a vision, you are just lazy and
should all join our organisation."

"Aaahm. Yeah.", sage ich. "But what about RE-A-LI-TY?"
Sie fährt mir ins Wort:" Reality? What? Politics is reality. You think
the sun fucking cares whether you like it or not that it goes up in the
morning? That is reality. Politics and Science is reality. Revolution is
reality." Sie macht den Anschein, durch einen Überschuss von Testosteron
gedoped zu sein, fuchtelt mit den Armen in der Luft rum und schneidet
mir wiederholt das Wort ab, als ich sie auf die mystischen Tradition in
allen Himmelsrichtungen aufmerksam machen will. Sie will nichts davon
hören. Fischt die Declaration of Indepence aus ihrer Tasche und zeigt
immer wieder darauf:"Here it says: "it is self-evident, all men are
equal, and have the right of pursuit of happiness" Ich versuche ihr zu
erklären, dass die Wissenschaftler und Politiker ihre wohlverdienten
Sitze im Kabinett der Wirklichkeit haben, und dass das auch gut so ist,
aber dass sie eben auch nicht Alleinherscher sind und einfach so die
Kunst oder Mystik, Psychologie und die anderen "Wissenschaften" des
Inneren, als grobe Dummheit verteufeln können. Ich sage ihr: "both
parties have their share of the truth."
"No!", fährt sie mir ins Wort. "You with your mysticism, they all lie,
have you never read the great scientists or really inTELLIGENT people
like Leibnitz? We in our group have lectures about the basis of algebra
and the true knowledge of mathematics and the world."
"Yeeeah. But god is not mathematical, is he? It says here in the
Declaration of Indepence: "Before our creator", that's very good and I
believe in god as well, but in the end politics has nothing to do with
god.", sage ich.
"God, you're really egoistic.", fährt sie mich an. "What do you think
will become of us if everybody would act like that? An egotist maniac
society? What do you do?"

"Aaahm. I do my own thing. Got my own agenda.", antworte ich.
"You should forget that and join our group, and do something, give your
share to the revolution!", betont sie, sichtlich uninteressiert, auch
nur nachzufragen, was ich mit meinem Weg meine.

Ich sage ihr, dass ich ihre Art zu diskutieren unfair und ineffektiv
finde und deshalb keine Lust mehr habe, mit ihr weiter zu diskutieren.
Sie will meine Telefonnummer. Ich sage, ich kenne schon jemanden der
Büsos. "What's his name?" kommt es wie aus der Pistole geschossen.
"Äääh...Till." Bevor ich auch nur ausgesprochen habe, dröhnt es mit
ausgestrecktem Zeigefinger:"HE is not a MEMBER!!!"

"So you know him?" frage ich.

"Yes! Till ist NOT a MEMBER!", sagt sie nun lauter.

"Yeah, whatever....", ist meine Antwort.

was gibt es aus so einem Gespräch mitzunehmen`? Ein wenig Groll, eine
Prise Frustration über die ewige Einseitigkeit der Meinungspalette, und
ein riesiges Grinsen im Gesicht. Allein dadurch, weil die Leute sich so
steif verkrampft in ihre Rolle als revolutionäre Anführer quetschten,
als ob sie selbst nicht besser wüssten, dass sie nicht nur ein
politisches Wesen, sondern auch ein sexuelles, intellektuelles,
geistig-geistliches [...fill in the rest...] Wesen sind.

Wer nicht lächeln kann, der soll gar nicht erst probieren eine
Revolution zu starten. Sind seine Weltverbesserungspläne doch nur
ewiges, zum Scheitern verurteiltes Herumfeilen an der
Ich-Identifikation, bis man dann endlich irgendwann "jemand ist." Und
bevor die Welt dann endlich verbesser ist, geht das eigene Leben zuneige.
Was soll das ganze Herumdoktrinieren, sei es in der Uni oder beim
Parteitag der "Ich-opfer-meine-Seele-dem-Fortschritt"-Partei, all das
ernste Getue und heuchlerisches Reinenwein-Einschenken, wenn das Lächeln
fehlt, wenn die Leichtigkeit fehlt?

Wenn ich da wählen müsste, wäre ich lieber hirntot und weise, als
wissend und hohl.

schönen Gruß von der Boomeritis-Front

Comments (1)

On 10:44 PM , Tironovo hat gesagt…

hahaha im still grinsing!
wie witzig ich kenn garkeine aisatische bueso Frau, wahrscheinlich werden diejenigen, dich sich mit der ganzen BUeso Geschichte wirklich auseinandergesetzt haben, positive Motivationen und negative ausgelotet haben und schlussendlich wegen dem bitteren Geschmack der Selbstlügen auf Wiedersehn gesagt haben ganz besonders als Konterrevolutionäre in den Köpfen eines jeden Buesos fest eingemauert. So sehr ich auch diese scheiß Revolutionären - ich reiss mal ne deutschland fahne ab und hab meine gute Tat getan- oder --ich beschimpfe stundenlang Leute auf der Straße = 5 mal Beten beim Islam" als Ventil meiner täglichen Portion Agression gebrauche, muss ich mal versuchen ein paar konstruktive Worte zu finden, nur ein paar. Ich glaube man muss den Buesos zuhören bei ihrer Diagnose, auf die rein politischen Fakten hören und weghören bei ihrer Therapie und das ganze Unkraut was darum wächst. Ich hab echt keine Ahnung von Politik aber ich bin mir hundert prozentig sicher, dass die Buesos auf jeden Fall viel wichtiges zu sagen hätten wenn sich die Menschen auf einmal einigen würden, offen und gemeinsam gute Politik zu machen. Aber nein wir kämpfen lieber weiter alle für Gerechtigkeit aber alle gegeneinander, reissen lieber Fahnen ab und fahren von Leipzig nach Wiesbaden um gegen die Studiengebühren zu demonstrieren laufen einmal um die Kaba und fahren dann reinen Gewissens nach hause anstatt sich erstmal mit dem Bettler auf der Straße zu unterhalten was er davon hält. ohh im bad but true somehow maybe....yea André danke für Deine echt witzige Anregung! Blog on! Till